Sneaker und offenes Hemd: Leadership geht anders!

Wir sprechen viel über New Work, darüber, was sich alles verändern muss, um unseren Arbeitsplatz und unsere Arbeitskultur den Anforderungen und Möglichkeiten der Zukunft, neuer Technologien und nachfolgender Generationen anzupassen. Berater und Unternehmensführer werfen dabei mit reichlich Buzzwords um sich. Sie tragen von einem Tag auf den anderen keine Krawatten mehr und knöpfen ihre Hemden auf. Auf einmal sehen wir überall Sneaker unter den Schreibtischen der Führungsetagen. Doch während man die Einrichtung, Aufteilung und Gestaltung eines Büros recht einfach ändern kann, lässt sich die Managementkultur nicht durch kleine optische Veränderungen und neues Vokabular verändern – das Problem in Sachen Leadership ist hier viel tiefgreifender.

Alte Strukturen kommen nicht zurück!

Während ein alter Bürostuhl vielleicht irgendwann noch einmal zum Designklassiker werden kann, werden die tradierten Attitüden des Managements nie wieder in Mode kommen. Verstanden haben das aber nur die wenigsten und erst recht nicht diejenigen, die sich verändern müssten. Viele von ihnen gehen immer noch davon aus, dass das gerade ein Trend ist, ein vorübergehendes Phänomen, das sie mit oberflächlichen Veränderungen überstehen können, um danach wieder in alte Muster zurückzufallen. So ist es aber nicht, ganz und gar nicht.

Blickt man auf die Ergebnisse der Gallup Studie, bemerkt man schnell, dass die Selbstwahrnehmung der Führungskräfte vollkommen verblendet zu sein scheint – 97% halten sich für toll, quasi für fehlerfrei. Gleichzeitig hat jeder fünfte Arbeitnehmer bereits innerlich gekündigt. Das passt keineswegs zusammen und es ist nicht so, dass die Zahlen vor einigen Jahren gravierend positiver aussahen.

Leadership ist mit zwei Begriffen untrennbar verbunden: Verantwortung und Mut.

Führungskräfte müssen Verantwortung dafür übernehmen, dass ihre Mitarbeiter ein Umfeld vorfinden, in dem sie ihre volle Leistung entfalten können – und nicht mehr dafür, dass sie mit alten Verhaltensmustern, Machtspielen und Politik dafür sorgen, ihre Mitarbeiter bestmöglich im Griff zu haben. Führungskräfte müssen ihre Machtposition abgeben und zum Coach für ihre Teams werden – zu einer Art Hausmeister, der dafür sorgt, dass alles passt und funktioniert und zu einer Art Trainer, der unterstützt, wenn es Probleme gibt.

Führungskräfte müssen außerdem Mut aufbringen, die alten Strukturen und Attitüden endlich aufzubrechen. Sie müssen zu Fehlern stehen, ihre Mitarbeiter verteidigen und nach Lösungen suchen, die allen helfen statt der Hierarchie allein.

Oft hat man den Eindruck, dass das Ablegen des Anzuges, der neue Dreitagebart, die Sneaker und der Verzicht auf die Vorzimmerdame lediglich zum Einsturz der Fassade führte, die über Jahrzehnte hinweg unglaublich viel heiße Luft und Egoismus verbarg. Das allein reicht aber nicht aus. Solange sich ebendiese Führungskräfte offen oder verdeckt immer noch wie eh und je verhalten, bringt das keinerlei Verbesserung – und ist weiterhin fern jedes New-Work-Gedankens.

Wir brauchen echte Veränderung. Wir brauchen Führungskräfte, die ihre neue Rolle wirklich verstehen und darin aufgehen. Wer an alten Traditionen und Strukturen festhält, muss seinen Aufgaben entbunden werden – anders funktioniert es nicht. Gibt es nur eine kleine Gruppe einflussreicher Führungskräfte in einem Unternehmen, das an den alten Ideen festhält, wird kein Wandel stattfinden – je höher in der Hierarchie diese Gruppe angesiedelt ist, desto gravierender das Problem. Das war schon immer so – ganz egal, um welche Veränderung es in der Vergangenheit ging.

Bildquelle: SFIO CRACHO / Shutterstock.com

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